05.07.2012 - Kleiner (Pazifischer/Amerikanischer) Goldregenpfeifer in Fertőújlak/HU

05.07.2012 - 12:28

Soeben wird auf www.birding.hu ein adulter Amerikanischer Goldregenpfeifer (Pluvialis dominica) gemeldet, der sich nahe an der Österreichischen Grenze in Fertőújlak aufhält (A. Pellinger). Es ist daher an den wenigen verbliebenen Feuchtstellen im angrenzenden Seewinkel (Graurinderkoppel, Warmblüterkoppel, Podersdorfer Pferdekoppel, St. Andräer Zicksee, Darscho, Östliche Wörthenlacke) sicher erhöhte Aufmerksamkeit geboten. Der im letzten Jahr gemeldete Amerkanische Goldregenpfeifer aus Österreich, der bei Anerkennung den Erstnachweis für Österreich darstellen würde, wurde zur selben Zeit (12.07.2011) an der Podersdorfer Pferdekoppel beobachtet (M. Staufer, B. Strohmaier).

Beim Betrachten der Fotos des Amerikanischen Goldregenpfeifers auf www.birding.hu, insbesondere der gerade eben neu online gestellten, fiel mir auf, dass der Vogel zwar aufgrund seiner ganz dunklen Unterseite zuerst an einen Amerikanischen Goldregenpfeifer denken lässt, aufgrund der folgenden Merkmale handelt es sich meines Erachtens aber um einen Pazifischen Goldregenpfeifer:

-die Zehen überragen im Flug den Schwanz
-die Handschwingenprojektion ist kurz
-die Flanken sind hell gebändert
-der Schnabel erscheint groß und lang
-der Vogel hat kein übermäßig langes Hinterende und wirkt sehr hochbeinig und langhalsig

Liebe Grüße, Sebastian

Nachdem nun auch erneut Bilder des gestrigen Goldregenpfeifers auf birding.hu hochgeladen wurden, wäre der Vogel aus meiner Sicht als Pazifischer Goldregenpfeifer (Pluvialis fulva) anzusprechen. Schon beim Flugbild fallen die doch deutlich über den Schwanz überstehenden Beine auf (bei dominica nicht bzw. marginal überstehend). Weiters ist der Schnabel auffallend lang (bei dominica klein, eher "niedlich" wirkend). Ganz entscheidend ist bei dem Artenpaar aber die Struktur am "Hinterende" des Vogels (also die Flügelprojektion und die Handschwingenprojektion) - bei dominica wäre die Flügelprojektion deutlich größer (>1cm) und auch die HS-Projektion (also der Überstand der HS über die Schirmfedern) ebenfalls größer. Schließlich sieht man auch, dass die Flanken bis zu den Unterschwanzdecken zwar überwiegend schwarz sind, aber doch deutlich weiß durchsetzt (spricht ebenfalls gegen dominica). Aus meiner Sicht handelt es sich daher um ein ad Männchen Paz. Goldregenpfeifer.
Lg, Johannes Laber
Edit: Hab gesehen, dass Sebastian Zinko gerade eben auch schon zu dem Schluss gekommen ist - na, dann sind wir ja schon zwei ;-)

Ich konnte heute Morgen (7.7., 05:00 - 07:30 Uhr) gemeinsam mit HGU, KWE und anderen Beobachtern die beiden Kiebitzregenpfeifer auf der Graurinderkoppel beobachten.
Um 10:55 war ich im Sandeck alleine unterwegs, als ich durch einen flötenden, zweisilbigen Ruf auf einen 3er Limi-Trupp aufmerksam gemacht wurde. Ich dachte im ersten Moment an 3 Brachvögel, die da an mir Richtung Norden vorbeifliegen. Schnell merkte ich aber, dass es sich nicht um Brachvögel handelte:
1.) Die Schnäbel waren viel zu kurz
2.) Die Bäuche waren schwarz
3.) Bei einem Ind. konnte ich eine weiße Oberschwanzbasis feststellen, bevor die Vögel hinter einer Baumreihe verschwanden.

Ich habe die Vögel als Kiebitzregenpfeifer bestimmt. Auch der Vergleich mit Audio-Dateien passt. Während der nur wenigen Sekunden anhaltenden Beobachtungsdauer konnte ich jedoch nur die Unterflügel eines Ind. checken, und die waren grau. Das Licht war jedoch in diesem Blickwinkel auch nicht optimal.
Am Nachmittag kontrollierten wir die Warmblüterkoppel und Podersdorfer Pferdekoppel erfloglos. Auch die beiden Kiebitzregenpfeifer auf der Graurinderkoppel konnten wir am Nachmittag nicht mehr beobachten.
Die wenigen Beobachtungsdetails sind höchst unzureichend für eine sichere Bestimmung, ich möchte aber alle Seewinkel-Beobachter darauf aufmerksam machen, die Kiebitzregenpfeifer auf der Graurinderkoppel auf Gesellschaft zu kontrollieren. Vielleicht sind sie ja seit heute Vormittag zu dritt unterwegs. Oder es waren überhaupt 3 andere Vögel.
Im Netz habe ich jedenfalls Bilder gefunden, wo amerik. Goldregenpfeifer mit Kiebitzregenpfeifern vergesellschaftet sind.

Viel Glück!

Richard