In diesen Tagen setzt der herbstliche Durchzug des Mornellregenpfeifers durch Österreich ein und soll hiermit möglichst vielen in Erinnerung gerufen werden. Die stark intensivierte Nachsuche seit 2011 hat in diesem Zeitraum einen eklatanten Anstieg der Nachweise am Rückzug mit sich gebracht (vor 2010 in manchen Jahren überhaupt keine Nachweise der Art im Spätsommer/Herbst!). Diesbezüglich findet sich in Elanus 9 (erschienen 2016) eine ausführliche Zusammenstellung und Analyse aller Durchzugsnachweise des Mornellregenpfeifers in Österreich bis einschließlich 2015. In den vier vergangenen Jahren 2016 bis 2019 kam es neuerlich zu Rekordwerten der Nachweiszahlen am Herbstdurchzug - einerseits 2016 zusätzlich gefördert durch Planzugbeobachtungen in den ostösterreichischen Alpen, die den bisherigen Höchstwert nochmals übertroffen und mindestens 28 Nachweise mit sich gebracht haben, andererseits das bisher individuenstärkste Auftreten der Art in den Jahr 2017 und 2018 in der Bernhardsthaler Ebene/NÖ, das vor allem durch den enormen Einsatz von Richard Katzinger sehr detailliert dokumentiert wurde (Publikation dazu in Elanus 12, erschienen 2019).
Seit 01.01.2018 unterliegen Durchzugsbeobachtungen von Mornellregenpfeifern nicht mehr der Meldepflicht an die AfK, eine fotografische Dokumentation ist aber natürlich dennoch wünschenswert, soweit sie ohne Störung der Vögel erfolgen kann.
Generell stammen die Beobachtungen überwiegend aus dem montanen Bereich. Durch intensive Beobachtungstätigkeit in den nordostösterreichischen Niederungen sind allerdings in den letzten Jahren bemerkenswert vergleichsweise viele Nachweise auf Brachen und Ackerflächen in dieser Region gelungen - vor allem in der Bernhardsthaler Ebene.
Am Beginn des Herbstzuges sind grundsätzlich eher Altvögel zu erwarten, deren Auftreten schwerpunktmäßig bis Ende August dauert, um fließend in den (verstärkten) Jungvogel-Durchzug überzugehen. Die meisten Mornellregenpfeifer passieren Österreich bis Mitte September, Feststellungen bis Anfang Oktober sind allerdings keine Ausnahme. Generell werden am Durchzug flache oder sanft geneigte, offene Kuppen mit tendenziell kurzrasigerer Vegetation bevorzugt, aber auch etwas höher bewachsene Wiesenflächen kommen in Betracht. Bei überraschenden Schlechtwettereinbrüchen können auch ungewöhnliche Habitate wie Schuttfelder als Notrastplatz angenommen werden. Am Alpenostrand sind folgende Gebiete für Kontrollen zu empfehlen: Koralpe, Weinebene, Peterer Riegel-Stubalpe-Ameringkogel, Gleinalpe, Zirbitzkogel, Hochwechsel, Stuhleck, Veitschalpe, Hochschwab (vor allem der Ostteil von den Aflenzer Staritzen bis zum Bereich Zagelkogel/Stangenwand), Hochkar, Göller, Schneealpe, Raxalpe, Schneeberg; in den anderen Bundesländern wären beispielsweise Exkursionen auf den Hohen Nock im Nationalpark Kalkalpen/OÖ, das Aineck/Nockberge/Sbg, das Hochtor/Glocknergruppe/Ktn/Sbg, den Zehnernock am Dobratsch/Ktn, den Venet/Tir oder den Hohen Freschen/Vbg wünschenswert. Bei der Nachsuche hilfreich ist die Kenntnis der Lautäußerungen der Art, da Vögel am Boden oft schwer zu entdecken sein können. Dabei ist zu beachten, dass eine alpine Mornellnachsuche nicht nur Beobachtungen dieser Art möglich macht, sondern sich auch bei entsprechender Wetterlage sehr gut mit der Beobachtung von durchziehenden Greifvögeln kombinieren lässt. In den vergangenen Jahren wurden im Zuge von Mornellbegehungen auch Falkenraubmöwen auf alpinen Almmatten festgestellt.
Es wird darum ersucht, gezielte Nachsuchen in geeigneten Habitaten auch bei Misserfolg an club300@club300.at zu melden bzw. in ornitho.at zu erfassen. Besten Dank im Voraus und viel Erfolg all jenen, die bei der Suche mitmachen!
Ernst Albegger