Bindenkreuzschnabel

29.10.2013 - 22:19

Durch das BIRDERSMS aufgeweckt, habe ich mir die Bilder im "Club" angesehen. Ich denke es macht Sinn, an den Unterschied einer Meldung einer (auch dokumentierten) Beobachtung und eines Nachweises mit Anerkennung durch die AFK, zu erinnern.
Mich würde interessieren:

Neben den "Binden":
Hat der Vogel gerufen?
Gibt es von ATI noch eine weitere Aufnahme?

Ich erinnere mich an ähnliche Bilder aus dem Salzkammergut. Durchwegs offenbar Fichtenkreuzschnäbel.

Danke für jede Erläuterung, jeden Hinweis, auch zur aktuellen Bestimmung!

GB!

MRI

Hallo Martin,

Fotos hab ich leider nur die beiden, welche auch im Club300 einzusehen sind. Ich bin froh, dass ich überhaupt Belegfotos hab.

Der Vogel hat ausgiebig gerufen und war alleine unterwegs. Die "tjipp- tjipp Rufe" waren durchwegs höher und weniger voluminös als jene von Fichtenkreuzschnäbeln. Auch erschien mir der Vogel als ziemlich klein und eher zierlich, vergleichbar mit einem Buchfinken. Ich werd mal schauen, dass ich bei meinem nächsten Zähltermin die eine oder andere Vergleichsart auf dem selben Wipfel fotografieren kann. Dann hätte man einen guten Größenvergleich.

Die Binden des Vogels waren übrigens reinweiß und um vieles breiter als bei jeglichen hellbindigen "Fichtenkreuzern" die ich bis Dato im Internet gesehen hab.

Auf die Schirmfederzeichnung hab ich mangels Wissen leider nicht geachtet.

Eintrag auf Ornitho: http://www.ornitho.at/index.php?m_id=54&mid=2229

LG, Andi

Bei den von Martin erwähnten Vögeln aus dem Salzkammergut handelte es sich nicht um "rubrifasciata"-Fichtenkreuzschnäbel, sondern um offensichtliche Hybriden aus Fichten- und Bindenkreuzschnäbeln. Diese werden von den Vogelfängern/-haltern der Region gelegentlich in Gefangenschaft eher unbeabsichtigt in gemischten Volieren gezüchtet (aus gekauften Bindenkreuzschnäbeln) und mangels Interesse einfach freigelassen (laut Bericht eines Vogelhalters, der das selbst so gemacht hat).
Gelegentlich gehen solche Vögel anderen Vogelfängern in die Falle und werden dann als Bindenkreuzschnäbel zur Schau gestellt. Fotos solcher Vögel zeigen wesentlich breitere Flügelbinden als "rubrifasciata"-Vögel, teilweise auch die für Bindenkreuzschnäbel richtige Schirmfederzeichnung. In der Breite und im Farbton der Flügelbinde gibt es dann aber doch merkbare Unterschiede.

bG, Andreas

Danke Andi (ARA) für den entscheidenden Hinweis zu den Hybriden. Ich war mir nicht mehr sicher ob das Hybriden waren und habe es dann weggelassen.
Jedenfalls ist ATI eine tolle Beobachtung gelungen. Und es gibt Fotos!

LG,

Martin

bird.at Media * BIRDERSMS.com

Ist es nicht sonderbar dass ein Kreuzschnabel alleine unterwegs ist, soviel ich weiß sind diese doch eher gesellig und meist in Trupps zu sehen? Zumindest konnte ich beim Schifahren Fichtenkreuzschnäbel nur in Trupps beobachten.
Wenn man dann noch weiß dass die Züchter des ÖKB 36 Gloggnitz, Payerbuch und Umgebung gerade bei der Zucht und Haltung von Cardueliden sowie deren Mutationen sicher an Österreichs Spitze stehen muß man die Beobachtung m.E. mit anderen Augen betrachten. Ich kann übrigens nicht ausschließen dass der Bindenkreuzschnabel auf dem Foto auf dem rechten Bein nicht mit einem eloxierten Aluminiumring beringt wurde. Zumindest ist der Unterschied zum zweiten Fuß auffällig.

VG,
Roman

Hallo,

der Bindenkreuzschnabel war sicher unberingt. Das erkennt man auf den Orginalfotos ganz gut. Die Bindenkreuzschnäbel in Ungarn 2008 waren meines Wissens nach auch nicht mit Fichtenkreuzschnäbeln vergesellschaftet. Von daher empfinde ich es nicht als unnatürlich, dass der Vogel alleine unterwegs war.

In Deutschland sind derzeit übrigens auch 2 Bindenkreuzschnäbel (Baden-Württemberg und Mecklenburg-Vorpommern) unterwegs.

Was die Phänologie anbelangt, so waren die Bindenkreuzschnäbel in Ungarn von 23.10.2008- 28.10.2008 anwesend. Der letzte anerkannte österr. Nachweis stammt vom 27.10.1985.

Natürlich kann man einen möglichen Gefangenschaftsflüchtling nicht sicher ausschließen, aber das gilt generell für alle seltenen Finken und Ammern...

LG, Andi

Besten Dank, Andi, für die prompte Rückmeldung!
Auf den Originalfotos kann man das sicher genauer erkennen, außerdem bin ich mir sicher dass du den Vogel durchs Spektiv eingehend betrachtet hast.
Gratulation nochmals zur Entdeckung!

LG,
Roman

Nachdem ich diesen Thread nochmals durchgelesen habe bin ich darauf aufmerksam geworden dass hier solche Hybriden als "ungewollte Zufallsprodukte" dargestellt werden. Dem ist natürlich nicht so.
Aus der gezielten Verpaarung "Fichtenkreuzschnabel x Bindenkreuzschnabel" wurde versucht Rosenbindenkreuzschnabel zu züchten. Wie zB: hier bei Hr. Wastl Helmut: http://www.youtube.com/watch?v=s8e-jYqxzLM
Ungewollten Nachwuchs gibt es nicht bei Züchtern welche Cardueliden halten. Der Nachwuchs verlangt nach speziellem Aufzuchtfutter/Keimfutter, ohne eine solche Gabe wird kein Jungvogel groß.
Und die Jungvögel wurden sicher deshalb freigelasssen weil sie dem erwarteten Zuchtziel = Rosenbindenkreuzschnabel nicht entsprachen.

VG,
Roman

Hallo Roman,

Nur um eines klarzustellen: was ich weiter oben geschrieben habe, habe ich mir nicht aus den Fingern gesogen oder ausgedacht, sondern aus erster Hand von einem Salzburger Züchter genau so erfahren. Wenn sich das nicht mit deinen (persönlichen Zucht-?)Erfahrungen, Erwartungen oder Vorstellungen deckt, kann ich auch nichts dran ändern. Deine Kommentare und Interpretationen ("ist natürlich nicht so", "wurden sicher deshalb freigelassen") weise ich daher zurück.

bG
Andreas