19.06.2011 - Bizarre Alpinbeobachtungen aus Salzburg
Werte Kollegen!
Grundsätzlich schreibe ich derartige Beiträge ins bird.at-Forum, da ich diesem Forum nicht mit einem zweiten Konkurrenz machen und damit eine Aufsplittung erzielen möchte. Da es sich in diesem Fall aber um - aus meiner Sicht - wirklich außergewöhnliche Beobachtungen handelt und vor allem ausländische Kollegen wohl eher hier als in bird.at lesen, diesmal eine Ausnahme:
Ich war heute gemeinsam mit Sandra Götsch in den Salzburger Nockbergen bergsteigen. Grundsätzlich kommt es de facto kaum mehr vor, dass ich neue Vogelarten für die Alpinregionen sehe, zu viele Jahre bin ich in diesen Gefilden schon unterwegs. Heute allerdings hat offensichtlich die Kombination aus gestriger Südströmung (starker Wind aus Süd den ganzen Tag über) und heute dem kompletten Drehen auf Nord mitsamt recht ergiebigem Schneefall in der Nacht ziemlich ungewöhnliche Vogelarten im alpinen Gelände zur Notlandung gezwungen. Begonnen hat es mit einer weit entfernten Limikole in einem kleinen, großteils zugefrorenen Bergsee auf 2060 m Seehöhe. Nach Annäherung zum See stellte sich diese als Dunkler Wasserläufer (Tringa erythropus) im Prachtkleid heraus. Dieser war mit einer bis dahin in der Seevegetation verborgenen Knäkente (Anas querquedula, Weibchen) vergesellschaftet. Eine ungewöhnliche Erfahrung für mich, die Rufe des teilweise im Bereich des Sees umherfliegenden Dunklen Wasserläufers in zum Teil tief verschneiter Alpenlandschaft zu sehen.
Am nahegelegenen Berggipfel in 2188 m Seehöhe dann die noch größere Überraschung, als ich im Augenwinkel einen vorbeifliegenden Kleinvogel sah, den ich nicht wirklich ins alpine Artenspektrum einordnen konnte. Als wir dem Vogel nachgingen, der nicht weit entfernt gelandet war, traute ich meinen Augen nicht, als ich eine nahrungssuchende Kurzzehenlerche (Calandrella brachydactyla) vor mir sah. Der Spaß des Dokumentationsversuchs mit halb eingefrorenen Fingern erstmals zu Biniscopen, das mit einem defekten Display der Digitalkamera, ist eine andere Geschichte. Der Vogel konnte von uns längere Zeit auf recht kurze Distanz beobachtet werden. Diese Beobachtung der Kurzzehenlerche stellt nach meinen Informationen, die Andreas Ranner bestätigte, den ersten Nachweis für das Bundesland Salzburg dar. Zum zweiten Nachweis innerhalb weniger Stunden möchte ich den Kollegen nicht vorgreifen, die hier vielleicht selbst dazu berichten möchten.
lG Ernst
Kurzzehenlerche
Nun möchte ich auch noch eine kurze Schilderung unserer Sichtung geben. Wir (Sebastian Url, Julian Friesacher und ich)gingen gerade zur Bergstation der Katschbergbahn am Aineck als mir eine Lerche auffiel. Wir konnten sie gut durch das Fernglas beobachten und es war schnell klar dass es sich nicht um eine Feldlerche handelte. Sebastian kam rasch auf die Idee dass es sich um eine Kurzzehenlerche handeln könnte. Die ungemusterte Bauchseite und der recht kräftige Schnabel waren gut zu erkennen. Er konnte zum Glück auch einige Belegfotos anfertigen. Gestört durch zwei vorbeikommende Wandere flog sie einige hundert Meter weiter, wo wir sie dann gemeinsam mit einem Brachpieper vergesellschaftet wiederfinden konnten.
lg Tobias