Sept./Okt. 2023 - Einflug nearktischer Arten in West- und vereinzelt Mitteleuropa

Liebe Birder!

Wie vermutlich schon einige von euch mitbekommen haben, findet seit etwa Mitte September ein starker Einflug nearktischer Vogelarten vorwiegend in Westeuropa statt, der sich allerdings punktuell - und das ist das Außergewöhnliche - auch bis nach Mitteleuropa erstreckt. Vor allem nearktische Limikolen-Arten erreichen Mitteleuropa durchaus regelmäßig (heuer ja auch bereits mehrfach Österreich), die Nachweise nearktischer Singvogelarten in dieser Region sind extrem selten (aus Österreich zwei Nachweise der Wanderdrossel aus dem 19. Jahrhundert). Am stärksten von Singvogelarten frequentiert sind wie üblich die Azoren und die Britischen Inseln, aber auch an den Festlandküsten konnten heuer schon eine Reihe von Nachweisen erbracht werden (vgl. vor allem http://www.tarsiger.com/news/index.php?sp=wp&lang=eng). Nunmehr wurde am 14.10.2023 in Tschechien bei Brünn eine Zwergdrossel entdeckt und am 17.10.2023 ein Pieperwaldsänger in Rumänien (!) gefangen. Aus Österreich gibt es einen konkreten Verdachtsfall einer Einsiedlerdrossel vom 09.10.2023 am dem östlichen Waldviertel. Es erscheint daher nicht unrealistisch, dass sich derzeit nearktische Vogelarten in Österreich aufhalten.

Auf was sollte bei der diesbezüglichen Kleinvogelsuche beispielweise geachtet werden? Die häufigste Art ist der Rotaugenvireo, dessen charakteristische Rufe man sich anhören sollte (die Art reagiert normalerweise auch zumindest einmal recht gut auf Klangattrappe). Bei den diversen Waldsängern zeigen viele Arten einen recht hohen, scharfen Ruf, der nach meiner Erfahrung der beste Hinweis auf die Anwesenheit eines derartigen Irrgasts ist. Die Catharus-Drosselarten sind in der Regel ziemlich scheu und waldgebunden und schwer zu lokalisieren.

Viel Erfolg & good birding, Ernst Albegger