Hanság/Bgld

Der südöstlich des Seewinkels liegende Hanság erstreckt sich großteils auf ungarischem Staatsgebiet, sein österreichischer Teil wird auch Waasen genannt. Im 16. Jahrhundert war dieses Gebiet noch ein Teil des Neusiedler Sees, wurde jedoch im Laufe der Zeit über mehrere Kanäle entwässert. Die noch bis ins 20. Jahrhundert ausgedehnten Niedermoorflächen wurden dann vor allem ab den 1960er Jahren trockengelegt, um das Gebiet intensiv ackerbaulich nutzen zu können. Damit schwand auch die einst legendäre Bedeutung des Gebietes für Greifvögel. Bezeichnend dafür ist die Situation des Schreiadlers, der bis in die frühen 1980er Jahre von grenznahen ungarischen Brutvorkommen praktisch täglicher Nahrungsgast im Gebiet war, mit dem Verschwinden der meisten Wiesen erlosch das Vorkommen und er ist heute nur mehr sehr seltener Durchzügler.
Vor allem südlich von Andau und Tadten sind Restbestände der einstigen Moorwiesen und Schilfröhrichte erhalten geblieben. Die Kernzone dieser Flächen bilden die 140 ha umfassenden „Kommassantenwiesen“, die heute als Bewahrungszone Teil des Nationalparks Neusiedler See-Seewinkel sind. Die seit dem EU-Beitritt erfolgte Extensivierung einiger Ackerflächen, besonders im Nahbereich der Kommassantenwiesen, haben die Bedeutung des Hanság für einige Arten (u.a. durchziehende Greifvögel) wieder etwas steigern können. Der Hanság wurde 2008 zum Europaschutzgebiet erklärt.
Die folgenden Arten weisen hier national bedeutende Brutbestände auf: Wiesenweihe (2-4 BP), Großtrappe (3-5 brütende Hennen, 5-12 Hähne), Sumpfohreule (2-5, maximal 10 BP), Blaukehlchen (15-20 Reviere). Weitere bemerkenswerte Brutvögel sind z.B. Wachtelkönig, Großer Brachvogel, Schafstelze, Braunkehlchen und Feldschwirl. Darüber hinaus hat der Hanság für folgende Gastvögel große Bedeutung: Gänse, Seeadler (Nahrungsgebiet für die Brutvögel des österreichischen und ungarischen Nationalpark-Gebietes), Kornweihe, Raufußbussard, Kaiseradler, Rotfußfalke, Merlin und Raubwürger.
Zum Beobachten sind vor allem die beiden Dammstraßen von Tadten und Andau geeignet. An beiden befindet sich jeweils ein Hochstand von denen man aus einen sehr guten Blick auf die Trappen in den Kommassantenwiesen hat. Besser ist der Andauer Hochstand, da man hier näher dran ist, auf Grund des Lichtes ist seine Benutzung vormittags zu empfehlen. Vor allem im Frühjahr ist auch der Verbindungsweg zwischen den beiden Dammstraßen entlang des die Grenze zu Ungarn bildenden Einserkanals interessant. Der Einserkanal ist ein künstlicher Kanal, in den zahlreiche alte Entwässerungsgräben aus dem Hanság und Seewinkel einmünden und der v.a. auch den Neusiedler See bei hohen Wasserständen zur Raab hin entwässert. In den begleitenden Gehölzstreifen kann man verschiedene Singvögel (Schlagschwirl, Sperber- und Gartengrasmücke, Pirol etc.) sowie mehrere Spechtarten antreffen. Die Brücke von Andau bietet einen guten Blick auf dieses Gewässer, hier hat man gute Chancen auf Moorente und Rallen.

Text: Andreas Ranner

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