Der heurige Spätsommer/Frühherbst hat Österreich außergewöhnliche Ergebnisse hinsichtlich des Mornellregenpfeiferdurchzugs beschert. Diese nordische Vogelart verfügt über ein Reliktvorkommen in den Alpen und muss nach den dramatischen Bestandsrückgängen der letzten 30 Jahre als einer der seltensten Brutvögel Mitteleuropas gelten. Der Mornell tritt in Mitteleuropa alljährlich am Frühjahrs- und Herbstdurchzug auf. Bekannte Rastplätze finden sich im Flachland etwa in der ungarischen Hortobagy-Puszta, in alpinen Regionen am Schweizer Cassonsgrat. In Österreich sind mangels entsprechender Kontrollen – schwerpunktmäßig in den Alpen – keine vergleichbaren Durchzugspunkte bekannt, durch gezielte Kontrollen in den letzten Jahren kristallisiert sich allerdings mittlerweile ein etwas klareres Bild heraus (Publikation in Vorbereitung). Aus den letzten vier Jahren (2007 – 2010) sind vom Herbstdurchzug folgende neun Meldungen als ausreichend dokumentiert von der Avifaunistischen Kommission von Birdlife Österreich anerkannt worden:

02.09.2007 Zirbitzkogel/Stmk, 5 Ex. (J. Obermayer)
16.09.2007 Nickelsdorf/Bgld, 1 juv. (A. Ranner); später 2 juv. bei Neudorf/Bgld (E. Albegger, J. Frießer, P. Frießer, S. Götsch u.a.)
24.08.2008 Aineck/Sbg, 2 ad, 1 juv. (H. Ackerl, I. Wawra)
29.08.2008 Feuerspitze/Lechtaler Alpen/Tir, 1 juv. (F. Mungenast)
27.09.2008 Hargelsberg/Untere Enns/OÖ, 1 juv. (G. Juen, H. Pfleger)
05.10.2008 Lange Lacke Apetlon/Bgld, 1 juv. (J. Laber)
20.08.2009 Hoher Nock im Sengsengebirge/OÖ, 1 Ex.(F. Sieghartsleitner, J. Sieghartsleitner)
22.09.2009 Neudorf/Bgld, 2 ad. (D. Franz)
12.09.2010 Hoher Nock im Sengsengebirge/OÖ, 1 juv. (W. Weißmair)

Diesbezüglich ist anzumerken, dass es sich dabei schon um ein überdurchschnittliches Ergebnis im Vergleich zu den Vorjahren gehandelt hat. So liegen von 1991 – 2006 nur 22 Meldungen vom Herbstzug vor (1,38 Nachweise im Jahresschnitt, 2007 – 2010 2,25 Nachweise im Jahresschnitt). Diese Entwicklung ist unzweifelhaft auf die erhöhte Beobachtungsdichte zurückzuführen. Auffällig ist, dass von 2007 – 2010 nur fünf der neun Meldungen aus dem Alpenraum kommen, die restlichen vier aus dem von Ornithologen wesentlichen stärker frequentierten Flachland. Aus der Topografie Österreichs und den Durchzugsgewohnheiten dieser Art lässt sich allerdings ableiten, dass der Hauptdurchzug durch die Alpen an inneralpinen Rastplätzen verläuft, diese werden aber deutlich seltener von Vogelbeobachtern besucht. Nach einem Aufruf von Ernst Albegger am 29.08.2011 im Forum von bird.at zur gezielten Nachsuche in geeigneten alpinen Rasthabitaten mit Schwerpunkt in Ostösterreich wurde in den letzten Tagen eine beeindruckende Serie an alpinen Durchzugsnachweisen produziert, die bisher in dieser Form in Österreich noch nie zuvor festgestellt werden konnte. An dieser Stelle sei allen Vogelbegeisterten gedankt, die die teilweise etwas mühsameren Zustiege in den Alpen nicht gescheut haben und sich auf die Suche nach Mornellregenpfeifern begeben haben – neben den unten genannten glücklichen Beobachtern sind dies (in alphabetischer Reihenfolge): K. Edelbacher, U. Lindinger, D. Nayer, G. Rosian, O. Samwald, P. Wohlfahrter
Bemerkenswert ist, dass bei insgesamt 15 bekannt gewordenen Kontrollen geeigneter alpiner Durchzugshabitate sechs Nachweise erzielt werden konnten – das entspricht einer Erfolgsquote von 40 %!

27.08.2011 Zagelkogel/Hochschwab/Stmk, 2 ad., 3 juv. (E. Albegger)
31.08.2011 Wannejöchl/Ötztaler Alpen/Tir, 5 Ex. (W. Gschwandtner)
31.08.2011 Speikkogel/Gleinalpe/Stmk, 1 juv. (S. Ucakar)
03.09.2011 Klosterwappen/Schneeberg/NÖ, 3 Ex. (N. Zierhofer)
04.09.2011 Hochwechsel/NÖ, 3 Ex. (W. Trimmel)
06.09.2011 Hochwechsel/NÖ/Stmk, 4 Ex. (W. Trimmel) - andere Ex. als am 04.09. durch exakte Kontrolle am 05.09. durch W. Trimmel abgesichert

Diese kurze Zusammenfassung kann vielleicht noch weitere Vogelbegeisterte motivieren, sich auf Mornellsuche zu begeben. Der Durchzug ist noch nicht abgeschlossen und es ist zu hoffen, dass zusätzliche Nachweise erbracht werden können!