In der größten österreichischen Brutkolonie der Flussseeschwalbe (Sterna hirundo) im Vorarlberger Rheindelta, die etwa 250 Brutpaare und damit zugleich etwa zwei Drittel des österreichischen Bestandes umfasst (D. Bruderer in Kilzer et al., Atlas der Brutvögel Vorarlbergs, 2011), findet aktuell eine mehr als bemerkenswerte Mischbrut zwischen einer Fluß- und einer Küstenseeschwalbe (Sterna paradisea) statt. Am 31.05.2011 entdeckte Daniel Bruderer an der dem sogenannten Querdamm (Verbindungsdamm zwischen linken Rheindamm und Fußacher Schutzdamm) vorgelagerten Kiesinsel das brütende Mischpaar. Er dokumentierte und verbreitete diese Sensation. In weiterer Folge konnten sich diverse Vogelbegeisterte (von 03. - 06.06.2011 fand die Birdlife Österreich-Jahrestagung im Vorarlberger Hittisau statt) über tolle Beobachtungen freuen. Durch den gestiegenen Wasserpegelstand des Bodensees wurde bedauerlicherweise die Brutinsel mittlerweile überflutet und die Brut zerstört. Die letzte vorliegende Beobachtung der Brut stammt vom 09.06.2011 (A. Breier, M. Breier, F. Portala). Bei einer Kontrolle am 12.06.2011 war die Kiesinsel bereits überschwemmt (D. Bruderer). Am 15.06.2011 konnte D. Bruderer das Mischpaar erneut lokalisieren. Die Vögel wurden beim Rückhaltebecken Fußach beobachtet (dort gibt es ebenfalls ein Brutfloß), setzten sich allerdings nicht. Es bleibt abzuwarten, ob das Mischpaar einen weiteren Brutversuch starten wird.
Küstenseeschwalben werden in Österreich seit dem Erstnachweis 1979 mittlerweile alljährlich in geringer Zahl mit einem klaren Schwerpunkt im Vorarlberger Rheindelta nachgewiesen. Das Gros der Meldungen stammt aus dem Frühjahr, vom Herbstzug existieren hingegen nur wenige Nachweise. Bei den aktuellen Geschehnissen handelt es sich um den ersten definitiven Nachweis eines Brutversuchs in Österreich, allerdings nicht - wie auch teilweise fälschlich im Internet zu lesen - um den ersten Nachweis eines Ansiedlungsversuchs von Küstenseeschwalben im Binnenland. So kam es etwa 1990 zu einer Mischbrut zwischen Küsten- und Flussseeschwalbe am bayrischen Ammersee. Dort wurde ein Ei bebrütet, ein Jungvogel schlüpfte allerdings nicht (Seltenheitenbericht der Deutschen Seltenheitenkommission für 1990, Limicola 6 (1992): 153-177; Strehlow, J. (1992): Die Vogelwelt des Ammersee-Gebiets. 4. Ergänzungsbericht 1986-1990. - Ornithol. Anz. 31: 1-41.). Dank an dieser Stelle gebührt Jörg Langenberg für entsprechende Detailinformationen.