Werte Kollegen! Ich möchte wie in den vergangenen Jahren zur Nachsuche nach durchziehenden Mornellregenpfeifern, besonders in den alpinen Lagen aufrufen. Die stark intensivierte Nachsuche seit 2011 hat in diesem Zeitraum einen eklatanten Anstieg der Nachweise am Rückzug mit sich gebracht (vor 2010 in manchen Jahren überhaupt keine Nachweise der Art im Spätsommer/Herbst!). Diesbezüglich findet sich in Elanus 9 (erschienen 2016) eine ausführliche Zusammenstellung und Analyse aller Durchzugsnachweise des Mornellregenpfeifers in Österreich bis einschließlich 2015. Das Vorjahr 2016 hat am Herbstdurchzug, zusätzlich gefördert durch Planzugbeobachtungen in den ostösterreichischen Alpen, den bisherigen Höchstwert nochmals übertroffen und mindestens 28 Nachweise mit sich gebracht. Die Beobachtungen stammen überwiegend aus dem montanen Bereich. Durch intensive Beobachtungstätigkeit in den nordostösterreichischen Niederungen sind allerdings in den letzten Jahren bemerkenswert vergleichsweise viele Nachweise auf Acker- und Brachflächen in dieser Region gelungen.
Der Durchzug der Altvögel setzt etwa um den 15.08. ein und dauert schwerpunktmäßig bis Ende August, um fließend in den Jungvogel-Durchzug überzugehen. Die meisten Mornells passieren Österreich bis Mitte September, Feststellungen bis Anfang Oktober sind allerdings keine Ausnahme. Generell werden am Durchzug flache oder sanft geneigte, offene Kuppen mit tendenziell kurzrasigerer Vegetation bevorzugt, aber auch etwas höher bewachsene Wiesenflächen kommen in Betracht. Bei überraschenden Schlechtwettereinbrüchen können auch ungewöhnliche Habitate wie Schuttfelder als Notrastplatz angenommen werden. Am Alpenostrand sind folgende Gebiete für Kontrollen zu empfehlen: Koralpe, Weinebene, Peterer Riegel-Stubalpe-Ameringkogel, Gleinalpe, Zirbitzkogel, Hochwechsel, Stuhleck, Veitschalpe, Hochschwab (vor allem der Ostteil von den Aflenzer Staritzen bis zum Bereich Zagelkogel/Stangenwand), Hochkar, Göller, Schneealpe, Raxalpe, Schneeberg; in den anderen Bundesländern wären beispielsweise Exkursionen auf den Hohen Nock im Nationalpark Kalkalpen/OÖ, das Aineck/Nockberge/Sbg, das Hochtor/Glocknergruppe/Ktn/Sbg, den Zehnernock am Dobratsch/Ktn, den Venet/Tir oder den Hohen Freschen/Vbg wünschenswert. Bei der Nachsuche hilfreich ist die Kenntnis der Lautäußerungen der Art, da Vögel am Boden oft schwer zu entdecken sein können. Dabei ist zu beachten, dass eine alpine Mornellnachsuche nicht nur Beobachtungen dieser Art möglich macht, sondern sich auch bei entsprechender Wetterlage sehr gut mit der Beobachtung von durchziehenden Greifvögeln kombinieren lässt. In den vergangenen Jahren wurden im Zuge von Mornellbegehungen auch Falkenraubmöwen auf alpinen Almmatten festgestellt.
Es wird darum ersucht, gezielte Nachsuchen in geeigneten Habitaten auch bei Misserfolg an club300@club300.at zu melden bzw. in ornitho.at zu erfassen. Da Beobachtungen von Mornellregenpfeifern AfK-meldepflichtig sind, wäre es hilfreich, zumindest einen kleinen Fotoapparat zur Dokumentation mitzuführen, zumal die Art oft auch am Durchzug wenig Scheu zeigt. Besten Dank im Voraus und viel Erfolg all jenen, die bei der Suche mitmachen!
Ernst Albegger