Die von 21. - 24.05.2009 über die Bühne gegangene Jahrestagung von Birdlife Österreich im burgenländischen Seewinkel hat eine wahre Raritätenflut mit sich gebracht. Richtiggehend inflationär wurde eine Seltenheit nach der anderen entdeckt. Begünstigt durch eine starke Südströmung konnte ein Großaufgebot von Ornithologen in diesem Topgebiet Österreichs jede Menge eindrucksvoller Beobachtungen machen und so manche Österreichliste wuchs ungewöhnlich schnell an. Es gelang mit Werner Petutschnig, David Petutschnig, Josef Feldner und Christian Zechner sogar vier Beobachtern die 300er-Grenze zu durchbrechen.
Neben dem schon seit 14.05.2009 anwesenden Austernfischerpaar sorgte Johannes Laber schon am Tag vor der Jahrestagung mit einer tollen Entdeckungsserie (Adlerbussard, Pfuhlschnepfe, Sumpfläufer, Küstenseeschwalbe) für einen Vorgeschmack, was sich in den nächsten Tagen ereignen sollte. Die Topart dieses Tages steuerte Georg Bieringer mit Österreichs 18. KUHREIHER bei.
Am folgenden Morgen war es erneut „Mr. Seewinkel“ Johannes Laber, der die angereisten Ornithologen mobilisierte, als er eine ROTFLÜGELBRACHSCHWALBE und einen Rallenreiher (insgesamt wurden während der Tagung 4 Ex. entdeckt; J. Laber, W. Petutschnig) meldete, die beide im Laufe des Tages wiedergefunden werden konnten. Hinzu kamen eine im Seewinkel nur sehr selten zu beobachtende Mantelmöwe im 2. Sommerkleid (E. Albegger) und ein Sichler (S. Zinko).
Am nächsten Tag ging es in der gleichen Tonart weiter: Für die Frühaufsteher begann dieser mit zwei Küstenseeschwalben (E. Albegger). Im Laufe des Vormittags wurden Pfuhlschnepfe (M. Weißensteiner), Adlerbussard (E. Albegger) und ein seit dem Erlöschen des Brutvorkommens im Seewinkel nur mehr ausnahmsweise anzutreffender Schwarzstirnwürger (Prof. Steiner) .
Als man eigentlich eine Steigerung dieser Seltenheitsbatterie nicht mehr für möglich hielt, vereinte am 23.05.2009 neuerlich Johannes Laber die im ganzen Seewinkel verteilten Beobachter in Windeseile an einer Stelle, als er Österreichs 6. BAIRDSTRANDLÄUFER (den Ersten im Frühjahr) entdeckte. Beobachtet wurde vom Dach der Biologischen Station und man konnte erstmals in Österreich fast westeuropäische Verhältnisse zu Gesicht bekommen, immerhin knapp 50 Beobachter ließen sich diese Besonderheit nicht entgehen. Angesichts dieses Fundes ging eine späte Doppelschnepfe (J. Landolt) fast unter.
Doch auch am letzten Tag sollten die Twitcher nicht zur Ruhe kommen. Zeitig am Morgen tauchte Österreichs 6. BLAUFLÜGELENTE (die Erste für den Seewinkel) auf (A. Tiefenbach), verschwand allerdings nach wenigen Sekunden spurlos, um am Nachmittag plötzlich wieder nahezu an derselben Stelle aufzutauchen und noch den letzten verbliebenen Beobachtern eine Freude zu machen. Zusätzlich zeigte sich kurz eine im Seewinkel ausgesprochen selten anzutreffende Blauracke (S. Zinko).
In Summe wird dieses verlängerte Wochenende wohl allen anwesenden Birdern noch lange in Erinnerung bleiben und hat klar verdeutlicht, welches Potential in Österreich bei entsprechender Beobachtungsfrequenz vorhanden ist.