Werte Kollegen! Ich möchte wie im vergangenen Spätsommer/Frühherbst 2011 und dem heurigen Frühjahr 2012 zur Nachsuche nach durchziehenden Mornells in den alpinen Lagen aufrufen. Der Mornell tritt in Mitteleuropa alljährlich am Frühjahrs- und Herbstdurchzug auf. Bekannte Rastplätze finden sich im Flachland etwa in der ungarischen Hortobagy-Puszta, in alpinen Regionen am Schweizer Cassonsgrat. In Österreich sind mangels entsprechender Kontrollen – schwerpunktmäßig in den Alpen – keine vergleichbaren Durchzugspunkte bekannt, durch gezielte Kontrollen in den letzten Jahren kristallisiert sich allerdings mittlerweile ein etwas klareres Bild heraus (Publikation in Vorbereitung). Im vergangenen Jahr konnten dank der bisher gezieltesten Nachsuche 12 Durchzugsnachweise von Mornells erbracht werden (vorbehaltlich einer Anerkennung durch die AfK), 11 davon in alpinen Regionen. Der Durchzug in den Bergen konnte erstmals am 21.08. festgestellt werden, die letzte Beobachtung gelang am 17.09. Die einzige Meldung aus dem Flachland stammt vom 02.10. Dieses räumliche und zeitliche Durchzugsmuster deckt sich gut mit den bisherigen Erfahrungswerten der Art durch Mitteleuropa.
Rund um den Durchzug des Mornells durch Österreich bestehen noch viele offene Fragen: Da bis 2011 eine großflächig angelegte Nachsuche in Österreichs Bergen noch nicht stattgefunden hat, fehlen die Vergleichswerte zum vorjährigen Erfolg (12 Herbstnachweisen aus 2011 stehen rund 35 Meldungen aus dem dreißigjährigen (!!!) Zeitraum 1991 – 2010 gegenüber). Es gilt nun abzuklären, ob 2011 generell ein Ausnahmejahr war, wofür des äußerst starke Auftreten in Deutschland, dagegen allerdings das durchschnittliche Auftreten in Ungarn spricht, oder ob diese Limikolenart weit regelmäßiger und häufiger bei uns durchzieht, als dies bisher dokumentiert werden konnte.
Wie bereits im Vorjahr angekündigt, wäre es mir ein Anliegen, 2012 nochmals eine Verbesserung hinsichtlich der Abdeckung der augenscheinlich geeigneten Flächen vorzunehmen und nach Möglichkeit Parallelzählungen an ausgewählten Tagen bzw. Wochenenden durchzuführen. Dies ist in den östlichen Landesteilen aufgrund der Topographie leichter als in den zentralen Alpenteilen, in Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Oberösterreich, Kärnten und der Obersteiermark sind sicher nur punktuelle Kontrollen möglich. Generell werden am Durchzug flache oder sanft geneigte, offene Kuppen mit tendenziell kurzrasigerer Vegetation bevorzugt, aber auch etwas höher bewachsene Wiesenflächen kommen in Betracht. Bei überraschenden Schlechtwettereinbrüchen können aber auch ungewöhnliche Habitate wie Schuttfelder als Notrastplatz angenommen werden. Am Alpenostrand sind folgende Gebiete für Kontrollen zu empfehlen: Koralpe, Weinebene, Peterer Riegel-Stubalpe-Ameringkogel, Gleinalpe, Zirbitzkogel, Hochwechsel, Stuhleck, Veitschalpe, Hochschwab (vor allem der Ostteil von den Aflenzer Staritzen bis zum Bereich Zagelkogel/Stangenwand), Hochkar, Göller, Schneealpe, Raxalpe, Schneeberg; in den anderen Bundesländern wären beispielsweise Exkursionen auf den Hohen Nock im Nationalpark Kalkalpen/OÖ oder den Hohen Freschen/Vbg wünschenswert. Bei der Nachsuche hilfreich ist die Kenntnis der Lautäußerungen der Art, da Vögel am Boden oft schwer zu entdecken sein können.
Der alpine Durchzug der Altvögel geht in Österreich schwerpunktmäßig in der letzten Augustdekade über die Bühne, der alpine Jungvogeldurchzug setzt ab der letzten Augustpentade ein und läuft bis Ende September mit Schwerpunkt in der ersten Septemberhälfte. Grundsätzlich ist jede Begehung sehr erwünscht, ideal wäre, wenn an den Wochenenden 25./26.08.2012, 01./02.09.2012 und 08./09.09.2012 möglichst viele parallel ausrücken könnten und damit eine größtmögliche Abdeckung der relevanten Gebiete erzielt werden kann. Dabei ist zu beachten, dass eine alpine Mornellnachsuche nicht nur Beobachtungen dieser Art möglich macht, sondern sich auch bei entsprechender Wetterlage sehr gut mit der Beobachtung von durchziehenden Greifvögeln kombinieren lässt. Zumal heuer in Ostösterreich noch dazu der „Beobachtermagnet“ Seewinkel recht trocken ist, können sich vielleicht mehr Personen motivieren, eine Gebirgsexkursion zu unternehmen. Erfreulich wäre, wenn man sich im Anschluss an diesen Beitrag mittels Kommentar äußern könnte, wer wann wo unterwegs sein will, damit sich nicht alle Personen am mit dem Auto erreichbaren Hochwechsel treffen, der leicht von ein bis zwei Personen abgedeckt werden kann. Für jene, die weniger Wert auf eine ausgedehnte Wanderung legen, gibt es etwa auf Raxalpe und Schneeberg künstliche Aufstiegshilfen. Da Beobachtungen von Mornellregenpfeifern AfK-meldepflichtig sind, wäre es hilfreich, zumindest einen kleinen Fotoapparat zur Dokumentation mitzuführen, zumal Mornell oft auch am Durchzug wenig Scheu zeigen.
Bei Begehungen (auch wenn erfolglos) würde ich darum ersuchen, ein kurzes Mail mit Datum, Zeitraum, Ort, Beobachter(n) an ealbegger@hotmail.com zu senden, da ich die Daten sammle. Besten Dank im Voraus und viel Erfolg all jenen, die Alpenexkursionen machen!
Ernst Albegger

Kommentare

Ich war heute gemeinsam mit Sandra Götsch auf der Gleinalpe (Speikkogel & Lenzmoarkogel) und konnte auf den perfekt geeigneten Flächen (noch) keine Mornells feststellten, es war wohl noch um den Tick zu früh. Dennoch einige nette Alpinbeobachtungen:
Steinadler 1 juv. nach N ziehend (eher seltener Gast im Gebiet)
Mäusebussard 2-3 Ind.
Baumfalke 1 juv. mit diversen tollen Jagdflügen
Bergpieper 1 Ind.
Kolkrabe 21 Ind. im Trupp

Ich hoffe, das in den kommenden Tagen noch einige Postings hier folgen werden, idealerweise mit Angaben, wann wer wo schauen möchte (und dann idealerweise die Ergebnisse). Bis dato sind diese ja leider ausgeblieben...

lG Ernst

Am 15.8. gemeinsam mit Manuela H. am Göller. Kurzum: kein Mornell - die Hochweide dort wird auch seit einigen Jahren nicht mehr bestoßen und somit ist der Grasaufwuchs dort sehr dicht, nur winzige Flächen, die sich m.M.n. für den Mornell eignen. Würde mich überraschen, wenn sich heuer ein Mornell dorthin "verirrt".
LG Thomas

Für die kommenden Wochenenden stelle ich eine Spezialwetterprognose für ein paar ausgesuchte bekannte und potenzielle Mornell-Rastgebiete zur Verfügung:
http://www.orniwetter.info/spezialprognosen.php

Das Update erfolgt jeweils in der Nacht auf Freitag. Ich hoffe, damit einen kleinen Beitrag zur Unterstützung der Nachsuche geben zu können. So ähnlich könnten in Zukunft wöchentliche Prognosen für ausgesuchte Birder-Gebiete aussehen. Die Realisierbarkeit hängt vom Interesse an der Seite ab, der Zeitaufwand dafür ist nicht unbeträchtlich. Gebt also den Tipp an euren Bekanntenkreis weiter - Facebook-User können auch Fan dieser Seite werden und damit ihr Interesse bekunden:
https://www.facebook.com/orniwetter.info

Über Rückmeldungen aller Art würde ich mich natürlich freuen. Aber erst mal viel Erfolg bei der Mornell-Suche! :-)

Liebe Grüsse
Fabienne

Hi Fabienne!

Das ist natürlich ein sehr tolles Esset, das hoffentlich noch mehr Leute motiviert, sich in die Berge zur Suche nach Mornells bzw. bei diesem Wetter auch Beobachtung etwa des Greifvogelzugs zu machen. Wenn der Aufwand für dich tragbar ist, wäre es noch toll, für das Gebiet Hoher Freschen bei Laterns/Vbg eine Prognose reinzustellen. Dieser eignet sich ebenfalls sehr gut für den Mornelldurchzug und würde vielleicht die Vorarlberger Kollegen noch zusätzlich motivieren, diese schöne Wanderung zu machen.

Danke vorab und lG
Ernst

Hallo,

war letzte Woche Freitag mit zwei Freunden am Kleinalpl (1759 m), einem südlichen Ausläufer der Koralpe. Oben am Gipfel wunderschöne ausgedehnte Erica-Bestände, die aber mE etwas zu dicht sind. Somit leider keine Mornells, obwohl das großräumige Gebiet ja nicht gerade das schlechteste für diese Art ist...

LG,
Günther

War heute am Hochwechsel und hab die geeigneten Mornellhabitate abgesucht, ohne Erfolg.

Ansonsten (im Bereich der alpinen Matten):

1 ad. M Rohrweihe (hoch nach Süden)
2-3 Mäusebussarde (ziehend)
1-2 Sperber (Kleinvögel jagend über der Baumgrenze)
>4 Turmfalken
1 Baumfalke (Insekten jagend)

1 Buntspecht
1 Schwarzspecht

ca. 15 Rauchschwalben
Wiesenpieper: ca. 15 in einem Bergpiepertrupp
Bergpieper, häufigste Vogelart (einige Trupps bis 50 Ex.)
einige Steinschmätzer
4 Braunkehlchen
4 Ringdrosseln
3 Misteldrosseln
einige Hausrotschwänze
2 Klappergrasmücken
1 Fitis
40+ Zilpzalpe in der "Kampfwaldzone"
3 Grauschnäpper
2 dj. Trauerschnäpper
einige Trupps Tannenmeisen (bis 30 Ex.) über den Grat fliegend
einige Weidenmeisen (rufend)
mind. 4 Kolkraben
mind. 4 Gimpel (über den Grat fliegend)
1 Heckenbraunelle

LG, Andi

Im Juli und August 2012 wurden in der Schweiz (vermutlich auf dem Cassonsgrat) 2 ad. Mornells beobachtet und fotografiert Mögliche Brut? Letztes Wochende und auch gestern wurden Mornells auf dem Cassonsgrat gesichtet und fotografiert. Meldungen auf Ornitho.ch werden automatisch unterdrückt.
Neue bestätigte Meldungen sagen, dass 1 ad. M mit drei noch nicht flüggen Jungen gesehen wurde.

Gemeinsam mit Christian Wende (der die Mornellregenpfeifer auch entdeckt hat) konnte ich gestern (24.8.) um ca. 16:30 am Hochwechsel beim Wetterkogelhaus (ca. 100m nördlich und ca. 10m vom Hauptweg entfernt) beobachten. Freitag war auch gut gewählt, es war sehr wenig los und die zwei Mornellregenpfeifer waren emsig mit der Futtersuche beschäftigt. Es ging ein leichter S-Wind und hatte angenehme Temperaturen. Konnten uns gemütlich in die Wiese setzen und die beiden Kerle bei der Futtersuchen (Entfernung ca. 20m) beobachten.
Wir haben dann in der Rabel-Kreuz Hütte übernachtet ( Übernachtung im Bettenlager und herrliches Frühstück um 20Euro) und konnten unweit von dort (ist auch die Mautstation) um 20:15 einen rufenden Sperlingskauz beobachten. Heute waren wir etwas zu spät um den Mornellregenpfeifer vom Wolfgang Trimmel noch zu beobachten. Es war auch große Betriebsamkeit mit Wanderern und Mountainbikern. Im Gegensatz zum Vortag (wo ja fast nur die zwei Mornellregenpfeifer anwesend waren) waren heute viele Steinschmätzer, Wiesen- und Bergpieper unterwegs.
° Ruperl °

Heute bei schönem Wetter(abgesehen von bezuckerten Gipfeln und kaltem Morgen)wegen dem "VIA"Projekt am Mölsjoch und Umgebung auf etwa 1300m. Praktisch kein Zuggeschehen. Ich bin dort durch mehr oder weniger geeignetes Mornell-Gelände gegangen, leider ohne Erfolg. Dort sehr viele kleinere Wasserflächen ("Moor und Schottertümpel")bei denen auch nichts zu sehen war.
vG
PaulW,

Etwas verspätet und daher hier nochmals erwähnt sind zwei weitere Mornellmeldungen von Altvögeln aus der Steiermark eingelangt:

15.08.2012 1 ad. Heukuppe/Raxalpe A. Rupprecht
18.08.2012 6 ad. Schießeck/Wölzer Tauern G. Spreitzer, J. Spreitzer

Damit erneut ein sehr guter August-Durchzug für diese Art! Und vielleicht kommt ja noch was!

lG Ernst

Ich bin am 9.9.2012 von der Innerlienbachalm zum Pitscherberg gegangen. Ich wollte weiter zum Osterhorn und Hohen Zinken gehen, es war mir aber dann zu weit. Am Pitscherberg scheint es auf dem ersten Blick geeignet zu sein wegen dem großen Rasenflächen, aber dieser ist mit vielen Heidelbeeren und Kuhfladen durchsetzt. Keine Mornells gesehen, dafür 2 überfliegende Tannenhäher. Hier die gesamte Liste: http://ebird.org/ebird/view/checklist?subID=S11555492

Ich war am 09.09.2012 ebenfalls am Hochwechsel, allerdings wie Thomas erfolglos. Die Menschenmassen im Gebiet dürften nach meiner Einschätzung nicht unbedingt ein Hindernis für die Art sein, allerdings werden Durchzügler dann vermutlich in einen etwas ruhigeren Bereich ausweichen, etwa jenen südwestlich des Gipfels (abgezäuntes Terrain) oder etwas östlich am Rücken Richtung Niederwechsel. Die Erfahrungen aus anderen Gebieten, etwa Hoher Nock in OÖ zeigen, dass die Mornells auch am Durchzug oft mitten zwischen den Menschen umherstolzieren.
lG Ernst

Hallo,

Eine weitere Negativmeldung vom westlichen Schöcklplaeteau. Heute um die Mittagszeit bei leichtem SO-Wind waren keine Mornells zu finden. Dafür aber:
1 ad Baumfalke
min. 6 "w" Hausrotschwänze
1 Steinschmätzer

LG
Martin